Für diese Idee wurde das Projekt bereits mit mehreren Auszeichnungen bedacht, wie z.B. dem niederösterreichischen „Energy Globe Award 2016“ und dem internationalen „Climate Star“. Ein vielversprechender Start, wobei die langfristigen Entwicklungen natürlich erst abzuwarten sind. Dafür wird die Siedlungsstraße regelmäßig von dem Forschungsteam der Firma Zenebio, die sich auch für die Konstruktion der Straße verantwortlich zeichnet, erneut unter die Lupe genommen und analysiert.
Handelt es sich bei dem Pilotprojekt also noch um Zukunftsmusik oder wird die Ökostraße schon bald ein Zeichen in Österreichs Gemeinden setzen? Wir präsentieren Ihnen 5 gute Gründe, die – zumindest aus derzeitiger Sicht – für dieses Konzept sprechen!
1. Das örtliche Kanalsystem wird entlastet
Während im herkömmlichen Straßenbau das Regenwasser umgehend in einen Kanal weitergeleitet oder durch ein Rückhaltbecken aufgefangen wird, sickert bei der Ökostraße das Oberflächenwasser direkt in die angrenzenden Grünflächen. Dort wird die Flüssigkeit gefiltert, gespeichert, von den Wurzeln der Pflanzen wieder aufgenommen und kann anschließend verdunsten. Dank dieses natürlichen Vorgangs erspart man sich den aufwendigen Klärprozess und die damit verbundenen Kosten. Apropos Kosten …
2. Die Ökostraße schont das Gemeindebudget
Der finanzielle Aufwand, den normale Wasserabflusssysteme verursachen, ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Angefangen beim Bau von Regenwasserkanalsystemen und Pumpwerken bis hin zu den laufenden Betriebskosten – das Budget der Gemeinde wird erheblich strapaziert. Im Gegensatz dazu sind nicht nur die Grundmaterialien für den Bau einer Drainage deutlich günstiger, sondern man reduziert zusätzlich die Kosten für die Wasseraufbereitung und Vegetationsbewässerung.
Rainer Handlfinger, Bürgermeister der Marktgemeinde Ober-Grafendorf, wagte sich als Erster an die Realisierung der Ökostraße
3. Das Hochwasserrisiko lässt sich minimieren
Bei dem Versuchsprojekt in Ober-Grafendorf wurde die Straße so konzipiert, dass sie einem Starkregenereignis von 55 Litern pro Quadratmeter gewachsen ist. Pro Kubikmeter sind es derzeit 450 Liter, die langfristig mit Granulaten gespeichert werden. Sogar bei Starkregen kann das DrainGarden-System die vorhandene Flüssigkeit aufnehmen und reduziert dadurch das Risiko, dass die umliegenden Gebäude mit Hochwasserschäden zu kämpfen haben.
4. Im Sommer wird's kühler
An manch (vielleicht sogar unerträglich) heißem Sommertag wird der Ruf nach ein wenig Abkühlung immer lauter und jeder versucht, sich vor den hohen Temperaturen zu schützen. Auch hierbei erweist sich die innovative Idee als entgegenkommend. Die Gemeindebediensteten profitieren von der Ökostraße insofern, als das Gießen der betreffenden Grünflächen nicht mehr nötig ist. Die Pflanzen nehmen ihr Wasser direkt vom Boden auf und sorgen durch dessen Verdunstung für angenehm natürliche Kühlung. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass diese Kühlleistung sogar vergleichbar mit jener einer etwa hundertjährigen alten Buche ist.
5. Es gibt mehr Biodiversität im Ortsgebiet
Neben allen praktischen Aspekten bietet die Ökostraße auch etwas fürs Auge: Die bepflanzten Straßenränder ergeben ein ansprechendes Bild – und das für Anwohner und Verkehrsteilnehmer zugleich. Als früher Versickerungsanlagen lediglich mit Grasflächen versehen waren, kam es regelmäßig vor, dass Autofahrer diese Fläche mitbenützten und damit die Oberfläche und die Filterwirkung der Systeme nachhaltig beschädigten. Bei blühenden Pflanzen oder auch Schilf und Bodendeckern ist dieses Verhalten hingegen kaum zu erkennen und der DrainGarden kann seine Funktion vollständig ausüben. Wichtig für die Auswahl der Bepflanzung sind hierbei die Kriterien Langlebigkeit, Einfachheit in der Pflege und vor allem Robustheit, schließlich sollten sie u.a. auch dem winterlichen Streusalz standhalten können.
Unser Tipp: Wertvolle Informationen zur nachhaltigen und wirtschaftlichen Sanierung von Straßen erhalten Sie auch über unser Praxishandbuch „Straßenerhaltung und Straßenbetrieb“.
Simone Brückl
Fachbereich Bau & Technik
Bildrechte: © Marktgemeinde Ober-Grafendorf, DrainGarden (via Pressebereich www.energyglobe.at)
Referenzen: www.ober-grafendorf.at, www.energyglobe.at