Ob für eine geplante Unternehmensnachfolge, den Verkauf einer Firma, Firmenteile oder zur Vorbereitung von Investitionsentscheidungen: Es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Unternehmensbewertung durchgeführt wird, um den Wert eines Betriebs realistisch zu berechnen und faire Preisvorstellungen zu entwickeln.
Doch wie gelingt eine Firmenbewertung richtig? Was muss dabei beachtet werden?
In diesem Artikel erfahren Sie, welche Methoden es gibt, welche Vor- und Nachteile diese haben und wie eine Software Sie dabei unterstützen kann.
Eine Unternehmensbewertung ist eine strukturierte Analyse, bei der der wirtschaftliche Wert eines Unternehmens ermittelt wird. Dieser Wert dient als Grundlage für Preisverhandlungen bei einem Unternehmensverkauf.
Bei der Bewertung eines Unternehmens fließen nicht nur materielle Werte ein, wie Gebäude, Maschinen oder Grundstücke. Auch immaterielle Faktoren werden für die Bewertung herangezogen. Dazu gehören zum Beispiel die Marke, Patente oder das Know-how der Mitarbeitenden.
Achtung!
Der Unternehmenswert ist nicht gleich Kaufpreis:
In der Regel wird eine Unternehmensbewertung in folgenden Situationen durchgeführt:
Um den Unternehmenswert zu ermitteln, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, wie das Discounted-Cashflow-Verfahren, das Substanzwertverfahren oder die Venture-Capital-Methode.
Welches Bewertungsverfahren für Ihr Unternehmen geeignet ist, hängt von Art, Größe und Situation der Firma sowie vom Bewertungsanlass ab.
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Substanzwertverfahren
Das Substanzwertverfahren ermittelt den materiellen Wert des Unternehmens. Dabei wird berechnet, wie viel es kosten würde, die Firma mit allen Vermögenswerten (z. B. Maschinen, Fuhrpark, Gebäude oder Warenlager) neu aufzubauen.
Von diesem Wiederbeschaffungswert werden alle bestehenden Verbindlichkeiten abgezogen. Daraus ergibt sich dann der Substanzwert des Unternehmens.
Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
Vorteile und Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
Einfach anzuwenden |
Zukunftserwartungen werden nicht berücksichtigt |
Keine aufwendigen Prognosen nötig |
Immaterielle Werte nur schwer bewertbar |
|
Keine Aussage zur Profitabilität der Firma |
Fazit
Das Substanzwertverfahren ist eine übersichtliche und leicht anwendbare Methode der Unternehmensbewertung. Da jedoch immaterielle Werte und die zukünftige Ertragskraft nicht berücksichtigt werden, sollte sie nicht als alleinige Methode herangezogen werden, um den Unternehmenswert zu berechnen.
Beim Ertragswertverfahren wird der Firmenwert auf Basis zukünftiger erwarteter Erträge berechnet, die auf den heutigen Wert abgezinst werden.
Dabei wird die Perspektive von Investor:innen eingenommen: Diese möchten ihr eingesetztes Kapital verzinst anlegen und nur so viel für ein Unternehmen zahlen, wie sie in Zukunft voraussichtlich wieder erwirtschaften können.
Die Firmenbewertung mit dem Ertragswertverfahren erfolgt in 4 Schritten:
Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
Vorteile und Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
Berücksichtigt den tatsächlichen Gewinn des Unternehmens |
Wahl des Kapitalisierungszinssatzes beeinflusst Ergebnis |
Gewichtung von Vergangenheits- und Zukunftsdaten anpassbar |
Gewinne der Vorgänger:innen sagen wenig über künftige Unternehmensführung aus |
Fazit
Das Ertragswertverfahren bietet eine gute Einschätzung der Gewinnsituation eines Unternehmens. Es zeigt, wie lange es dauern würde, um den Kaufpreis zurückzuverdienen. In der Praxis bleibt diese Methode der Unternehmensbewertung jedoch eine theoretische Betrachtung, da sich Faktoren immer verändern können.
Discounted-Cashflow-Verfahren
Das Discounted-Cashflow-Verfahren (DCF-Verfahren) ähnelt dem Ertragswertverfahren. Der Unterschied besteht darin, dass beim DCF-Verfahren der zukünftige Cashflow auf den heutigen Wert abgezinst bzw. diskontiert wird.
Üblicherweise wird dafür ein Zeitraum von 3–5 Jahren festgelegt, für den die zukünftige Entwicklung geplant wird. Auf Basis der geplanten Gewinne, Ausgaben, Investitionen und weiteren Faktoren wie Personal oder Working Capital werden die Free Cashflows berechnet.
Diese werden anschließend mit einer Diskontierungsrate auf den heutigen Wert umgerechnet.
Gut zu wissen: Als Free Cashflows werden liquide Mittel bezeichnet, die einem Unternehmen nach Abzug aller Ausgaben und Investitionen für Ausschüttungen oder zur Rückzahlung von Fremdkapital zur Verfügung stehen. |
Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
Vorteile und Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
Fokus auf die reale Finanzkraft des Unternehmens |
Vergangene Unternehmenszahlen bieten keine sichere Grundlage für Zukunftsplanung |
Planung basiert auf internen Unternehmenszahlen |
Wahl der Diskontierungsrate beeinflusst das Ergebnis |
Fazit
Das Discounted-Cashflow-Verfahren ist eine der bekanntesten Methoden zur Bewertung von Unternehmen. Es bietet den Vorteil, die Ertragskraft einer Firma relativ unverfälscht abzubilden. Da es sich um eine rein zukunftsorientierte Methode handelt, hängen die Ergebnisse jedoch stark von der Qualität der Prognosen ab.
Multiplikatorverfahren
Beim Multiplikatorverfahren wird der Unternehmenswert auf Grundlage von Vergleichszahlen aus dem Markt berechnet.
Dazu wird ein Multiplikator bestimmt. Dieser stellt das Verhältnis zwischen dem Verkaufspreis eines vergleichbaren Unternehmens und einer ausgewählten Betriebskennzahl dar (z. B. Umsatz oder Gewinn).
Anschließend wird dieser Multiplikator auf die entsprechende Kennzahl des zu bewertenden Unternehmens angewendet, um dessen voraussichtlichen Marktwert zu ermitteln.
Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
Vorteile und Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
Einfach anwendbar |
Rentabilität, Ertragskraft und Wachstumspotenzial des Unternehmens werden nicht abgebildet |
Orientierung am tatsächlichen Marktpreis |
Auswahl aussagekräftiger Multiplikatoren für kleinere Unternehmen schwierig |
Fazit
Das Multiplikatorverfahren ist eine praxisnahe Methode der Unternehmensbewertung, die eine erste Einschätzung des Firmenwerts ermöglicht. Je besser die Vergleichsunternehmen für das eigene Unternehmen ausgewählt werden, desto aussagekräftiger ist das Ergebnis.
Venture-Capital-Methode
Die Venture-Capital-Methode ist ein Verfahren zur Unternehmensbewertung eines Start-ups vor dem Einstieg von Investor:innen. Diese kombiniert das Discounted-Cashflow-Verfahren mit dem Multiplikatorverfahren.
Dabei wird zunächst abgeschätzt, welchen Verkaufserlös das Unternehmen bei einem Exit erzielen könnte. Auf Basis dieses erwarteten Exit-Erlöses und der angestrebten Rendite der Investor:innen wird der heutige Unternehmenswert zurückgerechnet.
Für wen ist dieses Verfahren geeignet?
Vorteile und Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
Ermöglicht die Bewertung auch bei fehlenden Gewinnen und stark schwankenden Umsätzen |
Kann komplex und für Nicht-Expert:innen schwer nachvollziehbar sein |
Fazit
Die Venture-Capital-Methode eignet sich besonders für schnell wachsende Start-ups, die noch keine stabile Rentabilität erreicht haben und bei denen andere Bewertungsverfahren nicht greifen.
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Je nach Unternehmensgröße und Anlass können verschiedene Personen und Institutionen Unternehmensbewertungen vornehmen. Bei kleinen Firmen übernehmen oft Geschäftsführer:innen oder finanzverantwortliche Personen die Bewertung. Bei mittleren und größeren Unternehmen sowie bei komplexeren Fällen (z. B. bei Übernahmen) kommen Expert:innen zum Einsatz. Dazu zählen Wirtschaftsprüfende, Steuerberater:innen, Unternehmensberatende oder speziell ausgebildete Analyst:innen.
Die Unternehmensbewertung wird nicht nur durch finanzielle Kennzahlen beeinflusst. Auch weitere Faktoren spielen bei der Firmenbewertung eine Rolle. Dazu gehören etwa das Marktumfeld, der Unternehmensstandort, die Kund:innen und Mitarbeitenden, die Markenbekanntheit oder geplante Wachstumsstrategien.
Die Dauer einer Unternehmensbewertung hängt von der Komplexität des Unternehmens und der gewählten Bewertungsmethode ab. In der Regel kann eine Firmenbewertung somit zwischen wenigen Tagen bis mehrere Wochen dauern.