In der Wirtschaft kommt das Wort Fachkräftemangel gefühlt an zweiter Stelle hinter Corona. Der Mangel an gut ausbildeten Mitarbeitern wird jetzt immer stärker wahrgenommen, obwohl er lange vorhersehbar war. Denn über das Image der Lehre reden wir schon seit vielen Jahren.

Die demografische Entwicklung ist auch keine Überraschung, denn die war in allen Statistiken immer schon ablesbar. Aber irgendwie haben wir alle – Gesellschaft, Politik, Schulen und nicht zuletzt Betriebe – gehofft, dass es eher die anderen treffen wird. Jetzt wird uns bewusst, dass wir alle dringend gut ausgebildete Mitarbeiter brauchen Die aber werden immer mehr zu den raren Diamanten unter den potentiellen Bewerbern.

Haben nur einzelne Branchen oder gar Unternehmen diese Entwicklung verschlafen?

So einfach ist es leider nicht, denn das betrifft alle Ebenen. Die Politik folgte lange dem verzerrten Bild, das wir zu wenig Akademiker hätten. Und hat übersehen, dass eine moderne Facharbeiterausbildung mit jeder akademischen Ausbildung mithalten kann. Die Betriebe brauchen Mitarbeiter mit Fachkenntnissen auf allen Ebenen, mit oder ohne Titel. Aber wenn wir ehrlich sind, haben wir diese in der Vergangenheit nicht so wertgeschätzt, dass Eltern eine Fachkarriere als lohnendes Ziel für ihre Kinder sehen..

Jetzt brauchen wir dringend neue Wege und Konzepte, um das Vertrauen von Eltern und Jugendlichen in eine solide Ausbildung zu stärken. Das können wir nicht allein schaffen und wir haben auch nicht mehr die Zeit, um auf die Wirkung politischer Maßnahmen zu warten. Jetzt liegt es an uns zu erkennen, dass wir nur gemeinsam jene Maßnahmen setzen können, die uns kurzfristig helfen. Wenn wir uns in Branchen und Regionen zusammenschließen, dann können wir mit unserer Kreativität Angebote schaffen, die uns die Fachkräfte der Zukunft sichern. Ein wichtiger Schritt dafür ist auch der Austausch untereinander, um voneinander zu lernen. Denn die Zeit der Duplizität und der Einzellösung, die ist längst vorbei.

 

Meistgelesen