In den letzten Jahren hat das Thema flexibler Arbeitszeitgestaltung zunehmend an Bedeutung gewonnen, sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer. Das Arbeitszeitrecht in Österreich bietet bereits eine Palette von flexiblen Arbeitsmodellen, darunter Gleitzeit, durchrechenbare Arbeitszeit, das Einarbeiten von Feiertagen und insbesondere die 4-Tage-Woche. Dieses Modell der 4-Tage-Woche verspricht, den Arbeitnehmern nicht nur mehr Freizeit zu gewähren, sondern auch ihre Work-Life-Balance erheblich zu verbessern. Wie das funktioniert und wie ein solches Arbeitszeitmodell aussehen könnte, lesen Sie in unserem Fachartikel.
Die 4-Tage-Woche in Österreich basiert auf dem Arbeitszeitgesetz (AZG), welches es den Arbeitnehmern ermöglicht, vier Tage pro Woche zu arbeiten, während sie drei Tage, das Wochenende oder noch einen beliebigen Tag unter der Woche genießen.
In diesem Arbeitszeitmodell ist vorgesehen, dass die Arbeitszeit pro Tag bis zu 10 Stunden betragen kann, die gesamte Wochenarbeitszeit jedoch die Grenze von 40 Stunden nicht überschreiten darf. Diese Regelung soll eine bessere Balance zwischen Berufs- und Privatleben fördern und dadurch zu ausgeglicheneren, motivierteren und weniger krankheitsanfälligen Mitarbeitern führen.
Das Arbeitszeitmodell kann auf diese zwei Arten umgesetzt werden:
Die erste Variante verteilt die normale Wochenarbeitszeit regelmäßig auf vier Tage, wobei die Arbeitszeit pro Tag auf bis zu 10 Stunden erweitert werden kann – durch Betriebs- oder Einzelvereinbarungen, ohne dass Überstunden anfallen. In manchen Fällen, und abhängig von Kollektivverträgen, müssen diese vier Tage zusammenhängend sein. Bei Vorliegen entsprechender Vereinbarungen und arbeitsmedizinischer Zustimmung können sogar bis zu 12 Stunden gearbeitet werden.
Die zweite Variante einer 4-Tage-Woche betrifft eine vollzeitnahe Teilzeitbeschäftigung, bei der auf 32 Wochenstunden reduziert wird, verteilt auf vier Tage mit jeweils acht Stunden. Hier gelten Mehrarbeitszuschläge, und gelegentliches Arbeiten an einem fünften Tag ist möglich, wobei diese Stunden als Mehr- oder Überstunden gelten.
Beide Modelle bieten Flexibilität und die Möglichkeit, Arbeitszeiten an Lebensumstände anzupassen, einschließlich der Option auf verlängerte Wochenenden oder sabbatical-ähnliche Arbeitszeitmodelle.
Die 4-Tage-Woche bietet mehrere Vorteile, die sowohl Arbeitnehmern als auch Arbeitgebern zugutekommen können. Hier sind die wichtigsten Vorteile:
Obwohl die 4-Tage-Woche viele Vorteile bietet, gibt es auch einige Herausforderungen und Nachteile, die berücksichtigt werden müssen:
Diese Nachteile verdeutlichen, dass die Umsetzung einer 4-Tage-Woche sorgfältig geplant und auf die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens und seiner Mitarbeiter zugeschnitten werden muss, um erfolgreich zu sein.
Die Implementierung einer 4-Tage-Woche bringt zwar bedeutende Vorteile, jedoch auch einige Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen in diesem Zuge die Arbeitsbelastung effektiv anpassen, um Überforderung zu vermeiden und die Produktivität aufrechtzuerhalten, was möglicherweise eine Überarbeitung komplexer Arbeitsprozesse erfordert und zu Beginn mehr Ressourcen bindet.
In Branchen, die eine kontinuierliche Mitarbeiter-Präsenz benötigen, muss eine adäquate Personalabdeckung sichergestellt werden, um keine Serviceeinschränkungen zu erleben. Dazu gehört auch die Anpassung an Kunden- und Geschäftspartnererwartungen, indem klare Kommunikation über die veränderten Betriebszeiten gewährleistet wird.
Zudem kann die Einführung der 4-Tage-Woche rechtliche und regulatorische Überprüfungen nach sich ziehen, insbesondere in Bezug auf Arbeitsgesetze und vertragliche Vereinbarungen. Diese Überlegungen erfordern eine durchdachte Planung und möglicherweise auch die Einführung neuer Richtlinien, um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten.
In Österreich wird der Urlaubsanspruch in der Regel anhand der Anzahl der Arbeitstage pro Woche berechnet. Bei einer herkömmlichen 5-Tage-Woche beträgt der gesetzliche Mindesturlaub 25 Werktage pro Jahr. Bei einer 4-Tage-Woche ändert sich der Anspruch entsprechend:
Anzahl der Arbeitstage pro Woche 5 x 25 |
Es ist wichtig, dass sich die genaue Anzahl der Urlaubstage nach der spezifischen Regelung im Arbeitsvertrag oder im anwendbaren Kollektivvertrag richtet. In manchen Branchen oder bei bestimmten Arbeitgebern kann der Urlaubsanspruch auch höher als das gesetzliche Minimum sein.
In jedem Fall ist es empfehlenswert, die genauen Regelungen mit der Personalabteilung oder dem Betriebsrat zu klären, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden und die Berechnung des Urlaubsanspruchs korrekt erfolgt.
Die Wiener Konditorei Hüftgold hat erfolgreich die 4-Tage-Woche eingeführt, wobei die vier Mitarbeiter nun 34 statt 38,5 Stunden arbeiten, ohne Gehaltseinbußen. Die sechsmonatige Testphase zeigt schon früh positive Ergebnisse: flexible Dienstpläne ermöglichen eine ausgewogene Work-Life-Balance, die besonders in der heißen Sommerzeit geschätzt wurde. Trotz reduzierter Arbeitszeit bleibt die Produktivität gleich, die Produktqualität steigt und die Mitarbeiterzufriedenheit ist deutlich höher.
Das Modell der 4-Tage-Woche bietet eine innovative Möglichkeit, die Arbeitszeitgestaltung in modernen Arbeitswelten neu zu denken. Durch die Einführung dieses Modells können Arbeitnehmer von einer verbesserten Work-Life-Balance profitieren, was zu höherer Zufriedenheit und Produktivität führt.
Auch Unternehmen ziehen Vorteile aus diesem Modell, da motiviertere Mitarbeiter oft effizienter arbeiten und die Betriebskultur positiv beeinflussen. Trotz der zahlreichen Vorteile sind bei der Implementierung dieses Arbeitszeitmodells aber sorgfältige Planung und Anpassungen erforderlich, um Herausforderungen wie die Sicherstellung der Personalabdeckung und die Einhaltung rechtlicher Rahmenbedingungen zu meistern.
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