Christian Clerici

Ab dem 1. Juli 2022 kommt eine deutliche Mehrbelastung auf Betriebe zu, deren Fuhrparks noch mehrheitlich aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren bestehen. Denn die neue CO2-Steuer wird auf die Mineralölsteuer (MöSt) draufgeschlagen werden.

Mehrkosten bei Verbrennern von bis zu 9 Cent pro Liter Treibstoff in 2022

Derzeit beträgt die Mineralölsteuer bei Benzin 48,2 Cent pro Liter und 39,7 Cent pro Liter für Dieselkraftstoff. Ab 1. Juli 2022 wird der neue Preis bei Benzin bei 49 Cent pro Liter liegen und bei Diesel dann bei 40,6 Cent pro Liter. Diese Preissteigerung entspricht so circa drei Erhöhungen der Mineralölsteuer in der Vergangenheit. 

Steigerung Jahr für Jahr - Elektromobilität als Ausweg aus der Teuerungsspirale?

Ist die Erhöhung für 2022 schon recht mächtig ausgefallen, muss noch weiter gedacht werden, denn die neue Steuer steigt Jahr für Jahr an und führt somit unweigerlich zu Mehrkosten, die jährlich im Flottenmanagement zu berücksichtigen sind. Was also nun tun? Effizientes Fuhrparkmanagement ist mehr denn je gefragt und dazu gehört auch, Elektromobilität in Betracht zu ziehen. Und wie man Elektromobilität im Fuhrparkmanagement neu denken kann, erläutert

Christian Clerici, vibe Mitgründer und E-Mobility Experte, im Interview über die Mobilität der Zukunft

Christian Clerici, ist nicht nur einer der bekanntesten Fernsehmoderatoren im deutschsprachigen Raum, er ist auch Autor, Journalist, Medienunternehmer und Contentexperte. Und er ist auch Mitgründer von vibe, Österreichs erstem Abo für Elektroautos.

Weltweit gibt es mehr als 1,3 Milliarden Kraftfahrzeuge, davon sind eine Milliarde Pkw. Diese Zahl wird voraussichtlich bis 2035 auf zwei Milliarden steigen. Die Mobilitätswelt steht vor einer noch nie dagewesenen Veränderung. Und Aufgabe. 

Du bist ja Mitgründer von vibe, Österreichs erstem Abo für Elektroautos. Ihr habt vibe gegründet, um Menschen den Umstieg auf Elektromobilität zu erleichtern. Gilt diese Vision auch für Firmen und deren Fuhrparkmanagement?

Gerade für Unternehmen sind unsere Abos besonders attraktiv, denn abgesehen von den finanziellen Vorteilen, die ein Elektroauto durch den Wegfall des Sachbezugs und der Vorsteuerabzugsberechtigung im Fuhrpark hat, wirken solche Fahrzeuge im Employer-Branding und als Botschafter für die Nachhaltigkeitsambitionen einer Firma. Klimaschutz ist heute längst nicht mehr eine Angelegenheit von Greenwashing, sondern ein ernstgemeintes Anliegen mit dem sich gerade Unternehmen ganz bewusst positionieren. Außerdem ist die Flexibilität unserer Abos bestechend, wenn man im Fuhrpark nicht so langfristig planen will wie bisher.

Langfristig planen ist ein wichtiges Stichwort. Ist das im Zusammenhang mit Elektromobilität denn möglich?

Für mich sind es langfristige Partnerschaften mit maximaler Flexibilität im Geschäftsmodell, die zukunftsweisend sind. Elektromobilität entwickelt sich rasend schnell, Reichweiten steigen, Ladeinfrastruktur entsteht, das Umdenken in Bezug auf Mobilität ganz allgemein ist in vollem Gange, warum sollte ich mir da ein Auto auf den Hof stellen, das womöglich in einem Jahr schon wieder „zum alten Eisen gehört“? Also ja, diese Vision gilt sogar ganz besonders im B2B-Bereich.

Würdest Du sagen, dass der Hebel für klimaschonende Mobilität eher bei Privaten oder bei Fuhrparks anzusetzen ist? Und warum denkst Du, ist das so?

Ich sehe den Hebel einerseits ganz deutlich im Fuhrpark - Flotten bringen einfach schneller, größere Stückzahlen in den Markt -andererseits ist es aber auch ganz wichtig, sich mit attraktiven Angeboten an Privatkunden zu wenden, weil die Akzeptanz von Elektromobilität in der Gesellschaft auch viel damit zu tun hat, was Menschen in der Praxis darüber denken und fühlen. Mobilität ist untrennbar mit Lifestyle und Freiheit verbunden. Deshalb brauchen wir für den erfolgreichen Wandel möglichst viele Menschen „auf der Straße“, die lässige Geschichten über die Technologie erzählen, die eben darüber reden, wie cool Elektromobilität eigentlich ist.

Und wie lautet Deine „lässige Geschichte“?

Meine Erfahrung ist: Wer einmal elektrisch gefahren ist, will nicht mehr zurück in die „alte“ Welt. Und jene, die am lautesten dagegen argumentieren, sind in der Regel noch nicht einmal in der Nähe eines Elektroautos gewesen. Wandel ist ein dynamischer Prozess und er wird uns dann gelingen, wenn wir gemeinsam eine positive und optimistische Einstellung dazu entwickeln. Ich habe mich auch überzeugen lassen, indem ich einfach eingestiegen bin. Und gestaunt habe, wie angenehm, entspannt und komfortabel sich ein Elektroauto fährt. Mittlerweile ziehe ich sogar mein Rennauto elektrisch zum Ring.

Wird sich das Management von Fuhrparks in nächster Zeit ändern?

Ich glaube, dass kein modernes Unternehmen mehr mit fossilen Fuhrparks punkten kann und auch der Druck der HR auf das Flottenmanagement, zeitgemäße Mobilitätslösungen bereitzustellen, immer größer wird.

Und warum?

Junge, gut ausgebildete Menschen interessieren sich heute für ganz andere Dinge als einen fetten Dienstwagen, sie wollen oft schon bei der Bewerbung wissen, wie es um die Nachhaltigkeit im Unternehmen bestellt ist. CO2-neutrale Mobilität ist wesentlich attraktiver als rollende Statussymbole, mit denen man andere beeindrucken möchte.

Also Elektromobilität als Munition im „War for talents“?

Ich bin sogar überzeugt davon, dass das Fuhrparkmanagement der Zukunft eine ganz wichtige Rolle im Employerbranding spielen wird und dort, wo das Umdenken schon passiert, bereits spielt. Jetzt gibt es ein epochales Fenster um die Mobilitätswende auf die Straße zu bringen, Flotten werden da eine ganz wichtige Rolle spielen, Unternehmen, die vorangehen, werden sich Wettberwerbsvorteile verschaffen.

Das ist ein ganzheitlicher Ansatz, der weit über die Flottenzusammensetzung hinausgeht. Was gehört da alles dazu?

Ganz wichtig ist sicher auch das Hinterfragen, ob die Fahrprofile von Mitarbeitern zeitgemäß sind. Das macht schon deshalb Sinn, weil Elektromobilität andere Rahmenbedingungen schafft, als jene, die man bisher gewohnt war. Deshalb muss man sich nicht nur Gedanken darüber machen, welcher Mitarbeiter welche Strecken fährt, sondern vielleicht auch, ob überhaupt jeder Kilometer notwendig ist.

Welche Maßnahmen können Fuhrparkleiter im Fuhrpark implementieren, um Nachhaltigkeit zu fördern?

Sinnvolle Mobilitätswende bedeutet ja auch: Wir wollen grundsätzlich weniger Verkehr schaffen, es wird also nicht reichen, unseren derzeitigen, verbrennungsgetriebenen Fahrzeugbestand eins zu eins auf Elektro umzustellen, wir brauchen schon auch ein grundsätzliches Umdenken. Ladeinfrastruktur am Firmenstandort wird auch maßgeblich zu Akzeptanz und Praktikabilität von Elektromobilität führen, die Umstellung eines Fuhrparks fordert von Fuhrparkleitern also auch eine bewusste Auseinandersetzung mit Energiemanagement.

Spielt dabei vor allem die Beschaffung eine Rolle oder gibt es andere Möglichkeiten?

Deshalb preise ich unser Abomodell so gerne an und der Erfolg gibt uns recht: Die Möglichkeit, die neue Technologie einfach einmal ausprobieren zu können, schafft Erfahrung und Vertrauen, ohne dass man sich gleich langfristig an etwas binden muss, das für den speziellen Anwendungsfall vielleicht gar nicht geeignet ist. Deshalb setzen wir gerade im Fuhrparkbereich auch auf kompetente Beratung. Da sind so viele Fragen, die man beantworten muss. Und manches muss man einfach einmal ausprobieren. Dafür braucht man aber eher Partner und nicht reine Geschäftsbeziehungen. Das sehen wir bei vibe als unsere große Stärke.

Wo siehst Du die Vorteile, alternative Antriebsmöglichkeiten wie z. B. Elektroautos im Fuhrpark zu integrieren?

Es gibt derzeit enorme steuerliche Anreize auf Elektromobilität im Fuhrpark zu setzen. Der Entfall des Sachbezugs ist sowohl für den Arbeitgeber, wie auch für den Arbeitnehmer bares Geld wert.
Außerdem hat ein elektrischer Fuhrpark eine sehr spezifische Außenwirkung. Er sagt: dieses Unternehmen nimmt Klimaschutz ernst und redet nicht nur darüber. Elektromobilität ist aber auch ein ganz attraktives Asset für Mitarbeiter, die Wert darauf legen, bei Firmen zu arbeiten, die zukunftsfit sind.

Wie können Unternehmen davon profitieren?

Ich bin überzeugt davon, dass die Elektrifizierung des Fuhrparks einen deutlich höheren Benefit bringt, als man ihn in einer Excel-Tabelle darstellen kann. Rechnerisch gibt es da eh nichts zu deuteln, aber ich behaupte: Erfolg wird auch an der Bereitschaft und vor allem der Fähigkeit zur Veränderung gemessen. Corona hat uns gerade gezeigt, wie schnell sich die Dinge wandeln können und wie wichtig es dann ist, flexibel reagieren zu können. Das macht uns Menschen ja letztlich auch aus: Wir können aus dem, was uns widerfährt, lernen. Die Mobilitäts- und Energiewende ist die logische Konsequenz aus den Erfahrungen, die wir in den letzten 125 Jahren seit der Erfindung des Automobils gemacht haben. Ich sehe das als großartige Chance einen Schritt hin zu einer besseren Welt zu machen. Diese Chance in einem Unternehmen nicht zu ergreifen, halte ich für falsch.

Und schließlich gibt es noch ein unschlagbares Argument, sowohl bei der privaten wie auch der betrieblichen Nutzung von Elektroautos: Es macht einfach Spaß. Leise, ohne Gestank und mit atemberaubender Beschleunigung. Wer da seine Zweifel behalten möchte, dem ist nicht zu helfen.

Mehr über die Möglichkeiten und Vorteile von E-Mobilität im Fuhrpark erfahren Sie hier!

 

Österreichs erstem Abo für Elektroautos: vibe

Meistgelesen